

Die Geschichte der jüdischen Textilunternehmerfamilie Nehewny

Fast zwei Jahrhunderte prägte die Textilindustrie unsere schwäbisch hohenzollerische Region. Höhen und Tiefen, und zuletzt das vollkommenen Verschwinden dieser Industrie. Folgen wir Beispielhaft der Geschichte einer Familie durch die Zeit.
„Sollen wir uns immer erinnern?“
Mein Name ist Anastacia Nehewny. Anastacia, was für ein klangvoller Name. Mein Vater war auch nach dem Sturz ein Verehrer des russischen Zarenhaus und so durfte ich den Namen der jüngsten Zaren Tochter tragen.
Nehewny! Nein, diesen Namen gibt es nicht. Und es hat einige Anstrengungen gekostet einen Namen zu finden den es nicht wirklich gibt. Lange Zeit war ich der Ansicht dass die Geschichte meiner Familie Geschichte bleiben sollte. Sich zu erinnern reist Wunden auf. Schafft Schmerzen und neuen Hass. Und deshalb möchte ich den wahren Namen meiner Familie nun für mich behalten.
Aber als ich vor einiger Zeit ein in Deutsch verfasstes Buch geschenkt bekam begann ich nachdenklich zu werden. Darüber wie schön es doch wäre Vergangenes nieder zuschreiben und damit vergangenen Menschen ein kleines Denkmal zu setzen.
Es waren nicht die Geschichten selber, welche sicherlich auch etwas Besonderes sind. Nein! es war vielmehr die Art wie der Autor die Menschen sah. Wie er sich in diese hinein versetzen und mit diesen fühlen konnte.
Ich nahm Kontakt auf und wir begannen uns zu unterhalten. heute mit der modernen Technik, da ich nicht mehr Reisen kann.
In Zahlreichen Gesprächen freundeten wir uns an und ich begann zu erzählen. Wie es war. Was geschehen ist und wie sehr mir so viele freunde und Menschen um mich herum fehlen.
Nun hoffe ich, dass unser aller Herr mir noch so lange Zeit auf dieser Welt zu gesteht, bis ich das vollendete Werk in Händen halten kann.
Ich möchte nicht das wir uns erinnern, aber das wer es mag einen Teil seiner Zeit mit uns verbringen kann. Und dann, so hoffe ich, wird vieles besser zu verstehen möglich.
Anastacia, Toronto im Februar 2025

